Die Anarbeitung. Welche Arbeitsschritte stecken hinter diesem Begriff?

In der Blechbearbeitung fallen nach den Hauptfertigungsschritten Laserschneiden und Biegen bzw. Abkanten üblicherweise weitere Arbeitsschritte an, die unter dem Begriff Anarbeitung zusammengefasst werden. Diese folgenden Arbeitsprozesse sind entscheidend für die Funktionalität der gefertigten Blechteile. Unter Anarbeitung versteht man sowohl mechanische Nachbearbeitungen als auch Oberflächenbehandlungen und spezielle Verfahren, die das Blechteil erst einsatzbereit machen.

Das Entgraten: Grundlage für Qualität

Das Entgraten gehört zu den wichtigsten Schritten der Anarbeitung. Beim Laserschneiden oder anderen Trennverfahren können an den Schnittkanten scharfe Grate oder Metallüberstände entstehen, die in der weiteren Verarbeitung problematisch sein können. Durch mechanisches Schleifen, Bürsten oder bei hohen Stückzahlen durch Gleitschleifen werden diese Unebenheiten entfernt und es wird eine definierte Kantenverrundung erzeugt.

Die Bedeutung gratfreier Kanten geht über die reine Optik hinaus. Grate können Spannungskonzentrationen im Material verursachen, die zu vorzeitigen Ermüdungserscheinungen und Rissen führen. Für nachfolgende Beschichtungen ist das Entgraten ebenfalls von großer Bedeutung: Lacke oder Pulverbeschichtungen haften auf  gratfreien Kanten deutlich besser und länger.

Mittels moderner Entgratmaschinen können bestimmte Oberflächenstrukturen, wie ein leichtes Schliffbild oder eine Mattierung, erzeugt werden, die dem Bauteil ein hochwertiges Erscheinungsbild verleihen.

Senkungen und Gewinde: Funktionselemente für die Montage

Das Einbringen von Senkungen ist ein gängiges Anarbeitungsverfahren. Dabei wird an vorhandenen Bohrungen eine kegelförmige Vertiefung erzeugt, die einen bündigen Abschluss von Schraubenkopf und Bauteiloberfläche ermöglicht.

Die Senkung kann entweder spanend durch Senken und Materialabtrag oder umformend durch Stanzen oder Prägen erfolgen. Bei letzteren Verfahren wird das Material am Lochrand weggedrückt. Der Vorteil versenkter Schrauben liegt auf der Hand: Der Schraubenkopf steht nicht über und behindert weder in der weiteren Verarbeitung noch im späteren Einsatz. Zudem entsteht eine definierte Auflagefläche, die eine sichere und dauerhafte Verbindung gewährleistet.

Das Einbringen von Gewinden stellt einen weiteren wichtigen Anarbeitungsschritt dar. In einem spanenden Vorgang wird zunächst ein Kernloch gebohrt, in das anschließend mit einem Gewindebohrer oder Gewindefräser das Gewinde eingebracht wird. Die Machbarkeit hängt allerdings vom Material und der Blechstärke ab: Bei dünnen Blechen ist oft nicht genügend Material für tragfähige Gewindegänge vorhanden. In solchen Fällen müssen Einpressmuttern als Alternative eingesetzt werden.

Oberflächenbehandlung und Korrosionsschutz durch Glasperlstrahlen

Ein wesentlicher Bereich der Anarbeitung befasst sich mit der Oberflächenveredelung und dem Schutz vor Korrosion. Das Glasperlstrahlen stellt ein schonendes Verfahren dar, bei dem kugelförmiges Glasgranulat auf die Oberfläche trifft. Der Aufprall bewirkt eine geringfügige mechanische Verformung, die eine gleichmäßige seidenmatte bis matt glänzende Optik erzeugt. Gleichzeitig reinigt das Verfahren die Oberfläche und macht sie weniger anfällig für Korrosion und Schmutzanhaftung.

Für dauerhaften Korrosionsschutz kommen verschiedene Beschichtungsverfahren zum Einsatz. Bei der Verzinkung wird eine Zinkschicht aufgebracht, die auf zweifache Weise schützt: Sie bildet eine physische Barriere gegen Umwelteinflüsse und fungiert als Opferanode, da Zink ein unedleres Metall ist. Selbst bei Kratzern korrodiert zunächst das Zink und schützt so das darunterliegende Metall. Möglich sind sowohl das Feuerverzinken als auch das galvanische Verzinken, das dünnere, aber gleichmäßigere Schichten erzeugt.

Das Pulverbeschichten bietet neben dem Korrosionsschutz auch vielfältige gestalterische Möglichkeiten. Der aufgebrachte Pulverlack wird im Ofen eingebrannt, schmilzt und fließt zu einer homogenen, besonders robusten Schicht zusammen. Diese ist widerstandsfähig gegen Kratzer, Schläge, Abnutzung und viele Chemikalien. Zudem stehen verschiedene Farben, Glanzgrade und Oberflächenstrukturen zur Verfügung.

Fazit

Die Anarbeitung in der Blechbearbeitung umfasst ein breites Spektrum an Verfahren, die weit über die reine Formgebung hinausgehen. Von der Kantennachbearbeitung über das Einbringen von Funktionselementen bis hin zu Oberflächenbehandlungen und Korrosionsschutz – erst durch diese Arbeitsschritte werden Blechteile zu funktionsfähigen, langlebigen und optisch ansprechenden Bauteilen. Die Auswahl der geeigneten Anarbeitungsverfahren richtet sich dabei stets nach den spezifischen Anforderungen des jeweiligen Bauteils und seiner späteren Verwendung.

Über unsere Online-Plattform ist es möglich, die Anarbeitungsschritte Entgraten, Senkungen und Gewinde mitzubestellen. Auf Anfrage bieten wir Rohrlasern, die Stanz-Laser-Kombi-Bearbeitung, Schwenkbiegen, Verzinken, Glasperstrahlen, Pulverbeschichten und auch Fräsen an. Je nach Anforderung an das Blechteil und die Anarbeitungsschritte wählen wir den passenden Blechnext-Partner für Ihre Anfrage aus.